17. Oktober 2021

Fair lesen – aber bit­te nicht alle

Von tomate
Lese­dau­er 2 Minu­ten

so stellt es sich mir zumin­dest dar. Was ist aber denn pas­siert? Wie so oft nichts Gutes.

Die Initia­ti­ve Fair lesen hat per Zei­tungs­an­zei­ge einen offe­nen Brief ver­öf­fent­licht, der ein paar Din­ge durch­ein­an­der wirft. Den Brief könnt ihr auf der Web­site der Initia­ti­ve nach­le­sen. In dem Brief heißt es, daß Autor*innen und Ver­la­ge dage­gen sei­nen, dass direkt bei Erschei­nen eines Ebooks die­ses auch direkt über (z.B.) die Onlei­he auch in Biblio­the­ken ver­füg­bar sein sol­le, da die­se „nahe­zu kos­ten­los“ (für die Biblio­the­ken) sei. Ande­re Diens­te für Online Aus­lei­he in Biblio­the­ken ist z.B. Over­dri­ve. Bei­de Diens­te arbei­ten gleich: Sie stel­len Biblio­the­ken ein Sys­tem zur Ver­fü­gung, in dem die Biblio­thek Lizen­zen der Ebooks erwirbt, damit die­se ver­lie­hen wer­den kön­nen. Sie sind also ein Ver­mitt­ler zwi­schen Biblio­thek und Ver­lag und rech­nen für die Ver­la­ge ab. 

Bei Over­dri­ve kann ein Ver­lag den Biblio­theks­preis selbst fest legen, bei der Onlei­he wird mei­nes wis­sen nach der End-Ebook-Preis ver­wen­det (bit­te kor­ri­giert mich in den Kom­men­ta­ren, wenn ich hier Falsch liege).

Bei­den Sys­te­men gemein ist, dass in der Regel(!) die Bücher nur über Agre­ga­to­ren ange­lie­fert wer­den kön­nen, also Dienst­leis­tern, die die Ebooks an ande­rer Markt­plät­ze (wie z.B. Shops der Toli­no-Alli­anz, aber auch vie­le wei­te­re – Ama­zon, Apple Books, Goog­le Play Books, etc.) wei­ter lei­ten. An wel­che Markt­plät­ze die Bücher aus­ge­lie­fert wer­den kann der Ver­lag auswählen.

Ich sehe also nicht, wo die Onlei­he „nahe­zu kos­ten­los“ sein soll, die Ebooks wer­den halt regu­lär abge­rech­net und tau­chen in der Abrech­nung als Ebook-Ver­kauf auf.

Ich sehe das Pro­blem also nicht, war­um Ebooks nicht direkt bei Ver­öf­fent­li­chung auch in den Biblio­the­ken ver­füg­bar sein sol­len. Men­schen die Ebooks in der Biblio­thek lesen sind in der Regel kei­ne Kund*innen des Print­bu­ches. Sie sind kei­ne ver­lo­re­nen Kund*innen.

Da die Ebooks über die Onlei­he und Over­dri­ve mit har­tem DRM geschützt sind, kön­nen sie gar nicht in die Bil­bio­theks­tan­tie­men der VG WORT fal­len, denn dort wer­den (grob) nur Tex­te ver­gü­tet, die frei kopiert wer­den könn­ten. DRM ist das Gegen­teil von frei verfügbar.

Wo die Autor*innen und Ver­la­ge recht hät­ten mit ihrem Pro­blem wäre, wenn die Ver­la­ge gesetz­lich ver­pflich­tet wer­den wür­den, die Titel in soge­nann­ten Flat­rate-Lese­an­ge­bo­ten anzu­bie­ten (z:b Legi­mi, Skoo­be oder auch read­fy) Die­se haben das Spo­ti­fy-Pro­blem: pro Leser*in eines Buches kommt ein­fach zu wenig rum. Bei­spiel aus einer Abrech­nung mei­nes Ver­la­ges: Buch kos­tet 6,99 brut­to, ein*e Leser*in hat es gele­sen und dafür gibt es 1,16 net­to anstatt der 4,57, die der Ver­kauf über Apple Books, Ama­zon oder auch ande­re Platt­for­men gebracht hätte. 

Da gin­ge ich defi­ni­tiv mit – eine Zwangs­li­zenz für Falt­ra­te-Lesen wäre kei­ne gute Idee, es ist aber eine sehr gute Idee, wenn Biblio­the­ken ein­fach direkt auch die Ebooks ver­lei­hen dür­fen, denn sie kau­fen sie genau­so ein, wie sie gedruck­te Bücher ein­kau­fen. Ebooks bei Erschei­nen in Biblio­the­ken ist fair, denn es macht Bücher zugäng­lich. Wenn es anders ist gilt die Fair­ness eben nicht für alle.